Art on Trail

Von Grevy With 0 Kommentare
Ein Künstler auf der Suche

Nun bin ich bereits über 1 ½ Jahre unterwegs in Sachen beruflicher Auszeit von meinem Bürojob, der Suche nach mir selbst, nach dem, was ich wirklich will und auch meiner fotografischen Entwicklung. Die Reise begann noch vor Corona und führte mich bisher über Taiwan nach Australien, Neuseeland, die USA und nach Mexico.
Wenn man überhaupt von Planung sprechen kann, ist doch einiges anders gekommen. Allein schon, daß ich zunächst nur von einem Jahr Auszeit ausgegangen bin. Ich wollte herausfinden, wie wichtig mir das Leben in der bisherigen Form ist, mit dem geregelten Job im Büro, der zwar viel Sicherheit verspricht, die ich zugegebenermaßen auch immer für mich ersehnte, mich aber in den letzten fast 30 Jahren sehr oft an meine mentalen und zunehmend körperlichen Grenzen brachte und oft unzufrieden zurückließ.

Ich wollte Zeit haben herauszufinden, was ich mit meinem weiteren Leben anstellen will. Die mit meinem Arbeitgeber vereinbarte einjährige Auszeit, mit der Möglichkeit, danach wieder in den Job einzusteigen, machten mir diesen großen Schritt natürlich viel einfacher. Ein wichtiger Antreiber war und ist dabei insbesondere mein Partner Raphael, ohne den ich diesen Schritt nicht gewagt hätte. Raphael wollte auch raus aus dem alltäglichen Trott. Er dachte ebenfalls, daß das doch nicht schon alles gewesen sein kann. Gemeinsam schien unser Ausbruch viel leichter realisierbar. Unser Traum war es dazu, mehr als nur den üblichen mehrwöchigen Urlaub im Ausland zu verbringen, mehr Zeit zu haben, andere Kulturen, andere Lebensweisen kennenzulernen, unsere Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und uns dauerhaft in wärmeren Gefilden aufzuhalten.

Startpunkt unserer gemeinsamen Reise war Sydney, Australien. Zum Einen war Australien das Land unserer beider Träume, die unabhängig voneinander bereits vor Jahrzehnten begannen, als wir uns noch nicht kannten. Beide würden wir gern einige Zeit dort verbringen, wenn nicht gar leben wollen. Wir wussten allerdings auch, wie schwierig es mittlerweile ist, eine längere Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, mit der man auch arbeiten und Geld verdienen dürfte. Ein weiterer Aspekt, warum wir in Sydney beginnen wollten, war, daß dort zwei gute Freundinnen leben, die wir wieder besuchen wollten.

Auf dem Weg nach Sydney war Taipeh, die Hauptstadt von Taiwan, mein Transit. Was bedeutet, daß ich dort einen mehrstündigen Aufenthalt hatte, um tagsüber die Stadt zu erkunden, bevor es spätabends auf die zweite Teilstrecke nach Sydney ging, wo Raphael bereits auf mich wartete. Eine graue Tristesse empfing mich im Dauerregen Taipehs, was mich aber nicht aufhielt, mich in den Moloch zu wagen. Dabei entdeckte ich die vielen kunterbunten, teils schrillen, opulenten Innen- und Reklamewelten, die insbesondere aus der grauen und später dunklen Ödnis hervortraten und nachhaltig Eindruck bei mir hinterließen.

Im winterlichen Deutschland nach Weihnachten 2019 gestartet, landete ich im heißen Sommer Australiens, um gemeinsam mit Raphael New Years Eve und den Beginn unserer Reise in Sydney gebührend zu feiern. Die nächsten Wochen tauchten wir in das von uns so heiß ersehnte Lebensgefühl der Sydneysider. Das Leben in dieser mittlerweile 5 Millionen Metropole ist aufgrund der Lage rund um ein riesiges natürliches Hafenbecken und der mannigfaltigen Strände der Tasman Sea ein ganz besonderes Erlebnis. Immerwährend präsent ist die Leichtigkeit eines Küsten- und Badeortes und das gute Klima, dazu die Feierlaune der Australier. Was zu unserer Zeit leider etwas aufgrund der starken Waldbrände rund um Sydney und den in die Stadt ziehende Rauch beeinträchtigt war. Ausflüge ins weitere Umland Sydneys, wie in die Blue Mountains, blieben uns daher verwehrt. Mit den uns noch gemeinsam zur Verfügung stehenden zwei Monaten mochten wir nicht weiter raus ins Outback oder eine andere weit abgelegene Stadt Australiens. Unsere Einreiseerlaubnis vom letzten 4 wöchigen Urlaub im Frühjahr 2019 galt zwar zwei Jahre. Das Land mußten wir aber immer spätestens nach drei Monaten Aufenthalt verlassen. So erkundeten wir uns bisher unbekannte Orte in Sydney, wo man immer noch Stunden unterwegs sein kann, um sie mit Bus und Bahn zu erreichen. Da wären die Northern Beaches von Manly bis Palm Beach, Palmetta ganz im Westen am Ende des langen Hafenbeckens und im Süden die Künstlerkolonie Bundeena, die an einen großen Nationalpark grenzt und am besten mit einem kleinen Fährboot zu erreichen ist. Was für ein Geschunkel.

Weitere Reiseziele waren bis zu dem Zeitpunkt nicht geplant. Wir hatten uns entschieden, dieses Mal freier zu reisen. Nicht schon vorher zu wissen, was uns alles passieren wird. Wenn man ein Jahr Zeit hat, sitzt einem natürlich nicht der große Druck im Nacken. Allerdings setzen die Visaregelung des jeweiligen Einreiselandes gewisse Grenzen. So muß vorher entschieden werden, wie lange man im Land bleiben will und wo man danach hin ausreisen will. Ein Ticket für die Rück- bzw. Weiterreise sind in der Regel vorgeschrieben. Australien bildete da noch eine Ausnahme und ließ uns so ins Land. Wir hatten viele Ideen für die Zeit nach Australien. Was liegt näher, geografisch gesehen, als eine Rundreise durch Asien, wo wir noch nicht gewesen waren, außer im Transitstatus. In kürzerer Distanz waren da noch die pazifischen Inseln, die uns mit ihrer paradiesischen Schönheit lockten. Die Schatzinsel läßt grüßen. Raphael wollte unbedingt Neukaledonien besuchen, was mit 3 Stunden Entfernung von Sydney als Einfallstor in die Südsee sogar am nächsten liegt. So war ein Ziel gesteckt und der Flug gebucht. Allerdings nicht direkt im Anschluß an Australien, weil wir die Hurrikansaison vermeiden wollten. Für die Zwischenzeit ließen wir uns von Begegnungen in Sydney inspirieren. Wir lernten dort lebende Neuseeländer kennen, die uns einen Besuch ihrer Heimat ans Herz legten. Wir ließen uns anstecken und entschieden uns für einen sechswöchigen Trip nach Neuseeland. Wohlweißlich, daß wir uns damit nicht weiter von Neukaledonien entfernen, da Sydney, Auckland und Noumea quasi ein Dreieck mit jeweils dreistündigem Flug bilden. Dazu sollte das Wetter noch akzeptabel sein im neuseeländischen Spätsommer. So buchten wir die entsprechenden Flüge, nachdem wir die elektronische Einreiseerlaubnis erhielten. Um ehrlich zu sein, erwarteten wir aber kein großes Abenteuer. Sehr europäisch geprägt aufgrund der Siedlungsgeschichte vermuteten wir keine großen Unterschiede zu unserem Favoriten Australien. Außer den Maoris, den neuseeländischen Ureinwohnern, die uns noch kämpferischer erschienen als die australischen Aboriginues. Das wirkliche Abenteuer sah ich erst mit der Entscheidung für eine Zeit lang einen Campervan zu mieten, um damit das Land zu erkunden, auf mich zukommen. In Australien sträubte ich mich noch gegen das Autofahren im Linksverkehr. In Neuseeland kam ich nicht mehr drumherum, da wir nicht nur in Auckland bleiben wollten und die Fortbewegung im Land mit Bus und Bahn nicht wirklich eine Option darstellt, da das Netz zu spärlich ist. Letztlich habe ich das Ganze aber gut gemeistert. Die Umstellung verlief völlig unkompliziert. So stand der Suche nach den bezaubernden Landschaften, die überall angepriesen und als Filmkulissen vermarktet werden, nichts im Wege. Abgesehen von den unzähligen Kuh- und Schafweiden, die das Land fest im Griff haben. Überall Zäune. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Auf der Südinsel kamen wir dem schon näher. Gewaltige und spektakuläre Berg- und Seenlandschaften, dazu die Fahrten an der Küste entlang, durch noch vorhandene Reste von ursprünglichem Regenwald sollten uns doch noch zufrieden stellen. Auch die sehr gelassene Art der Kiwis machte uns den Aufenthalt sehr angenehm. So richtig warm wurden wir allerdings nicht mit dem Land, ganz abgesehen davon, daß wir nicht einmal den wahren Kiwi, den kleinen flugunfähigen Vogel, zu Gesicht bekamen.

Uns zog es weiter. Die inzwischen beunruhigenden Meldungen aus der ganzen Welt und der ersten Lockdowns kamen nun auch am Ende der Welt an. Wie damit umgehen war die große Frage. Andere deutsche Touristen, die nicht so viel Zeit wie wir mitbrachten, hatten bereits berechtigte Sorge, wie sie zurück nach Deutschland kämen. Wir verlegten unseren Weiterflug nach Neukaledonien um ein paar Tage nach vorn. Dies sollte uns allerdings nicht helfen. Am Tag unseres nun geplanten Fluges brachte der neuseeländische Lockdown das Leben zum Stocken. Unser Flug von Auckland nach Noumea wurde gecancelt. Noch konnten wir zumindest im Land reisen und entschieden uns, raus aus Auckland zu gehen, raus aufs Land. Da wir vor der Rundreise mit dem Campervan bereits eine kurzen Stop in der Bay of Island auf der Nordinsel eingelegt hatten und für toll befanden, kontaktierten wir sofort unsere damalige Gastgeberin in Whangarei. Und wir hatten Glück. Sie hatte eines ihrer beiden Zimmer für uns frei. Welch eine Freude, in ihrem wunderschönen Haus mit Garten, in angenehmer Atmosphäre, nah an der Tutukaka-Küste sein zu dürfen. Der große Hammer kam dann zwei Tage später. Ein landesweiter kompletter Lockdown mit Ausgangssperre wurde für vier Wochen ausgerufen. Niemand durfte seinen Haushalt verlassen, außer für existenzielle Dinge, wie den Gang in den Supermarkt oder den Beruf. Kurzentschlossen bot uns unsere Gastgeberin an, uns in ihre kleine Bubble aufzunehmen, wie man das hier nannte. Wir ließen uns nicht zweimal bitten und sagten zu. Besseres konnte uns in dieser Situation doch nicht passieren. Ein kleines Fragezeichen kam zwischenzeitlich auf, als die Nachricht kam, daß sich ihre in Deutschland lebende Tochter entschieden hat, zurück nach Neuseeland zu kommen und sie eine Unterkunft für die 14 tägige Quarantäne brauchte. Da gab es noch nicht die inzwischen vorgeschriebenen zentralen Quarantäne-Hotels. Panisch hofften wir, daß sie bei Freunden in Auckland unterkam. Das Glück war uns hold. So ging die Zeit ins Land. Die neuseeländische Regierung sagte den ausländischen Besuchern zu, ohne weitere Visumsanträge weiter im Land bleiben zu dürfen. Das kam uns entgegen. Selbst als dann Anfang Juli die letzten Rettungsflüge der Lufthansa geplant waren und nicht sicher war, wie es überhaupt weitergeht im internationalen Flugverkehr, waren wir uns einig in Neuseeland zu bleiben und hier nach Wegen zu suchen. Mittlerweile war ein Reisen im Land auch wieder gestattet, so daß sich unser Bewegungsradius wieder vergrößerte. Aber wir wollten uns mal wieder nützlich machen. Alleiniges Touristendasein war uns zu wenig. Dazu wollten wir unser Konto ein wenig entlasten. Leuten bei ihren Aufgaben/ Vorhaben auf ihren privaten Farmen gegen Kost und Logis helfen, schien uns ein guter Weg zu sein. Angebote dazu gibt es dort mehr als genug. So verbanden wir die weitere Entdeckung des Landes mit unseren Hilfseinsätzen. Im aufkommenden Winter entschieden wir uns im Norden der Nordinsel zu bleiben, wo es uns am wärmsten erschien. Von der triefenden Nässe des Regens blieben wir aber dort auch nicht verschont. So überwinterten wir und hofften auf einen warmen und trockeneren Sommer in Neuseeland. Im Herbst entschieden wir uns, eine weitere Verlängerung unserer Aufenthaltserlaubnis dafür zu beantragen. Bevor die entschieden war, hatte die Regierung bereits allen Ausländern eine weitere Aufenthaltserlaubnis erteilt. Weltweit ging ja nach wie vor nicht viel. Die meisten Grenzen blieben für uns verschlossen. Auch wenn die kurzfristigen Entscheidungen der Regierung nie länger als drei Monate Planungssicherheit gaben, waren wir über die Zusagen glücklich. So wurden aus den 6 geplanten Wochen ganze 14 Monate des Aufenthaltes, bevor wir Abschied nahmen. Es gab dann zwar sogar eine Freigabe gegen Entgelt in ausgewählten Bereichen arbeiten zu dürfen, wo Arbeitskräfte fehlten, was meist für Erntehelfer galt oder eine weitere rein touristische Aufenthaltserlaubnis. Wir wollten aber endlich weiterziehen und nicht noch einen Winter dort verbringen. Wir suchten nach einem Weg in wärmere Gefilde zu gelangen und fanden diesen mit dem Sprung über den großen Teich, heißt den Pazifik, nach Amerika. Dort gibt es eine Auswahl an Ländern, die Ausländer weiterhin oder wieder ins Land lassen und teils sogar ohne Test.

Da alle Flüge über die USA gingen, machten wir unser nächstes Ziel in Florida aus. Kalifornien stellte sich mit seiner Quarantäneregel quer, während Florida sich weiter öffnete und selbst die Maskenpflicht weitgehend abschaffte. Noch nie dort gewesen, verhieß uns diese Freiheit neues Leben, neue Möglichkeiten. Das erweckte unseren Lebensgeist wieder, während wir im verschlafenen Neuseeland zuletzt immer müder wurden. In einer ganz anderen Welt angekommen, wurden wir sichtlich überrascht. Die Masken waren in Miami weiterhin sehr präsent, obwohl nur noch in öffentlichen Einrichtungen gesetzlich vorgeschrieben. Die meisten Unternehmen wagten sich noch nicht, die Pflicht in ihren Räumen aufzuheben. Aber selbst auf der Straße, in den Parks oder an den Stränden trugen die Menschen die Maske. Das war in Neuseeland noch komplett anders. Wir versuchten damit klar zu kommen und unsere Freiräume zu finden. Nach einer Woche in Miami gingen wir einem Angebot nach, einer kleinen privaten Farm im Süden, nahe den Everglades, zu helfen. Dort erwartete uns eine Schar junger Amerikaner aus diversen Bundesstaaten, die ebenfalls unseren neuen Gastgebern halfen. Das machte wirklich Laune und unsere Vorurteile, was die Amerikaner anbetraf, waren schnell beiseite geräumt. Wir wurden so herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen, daß wir uns wie zu Hause fühlten und mehr als zwei Monate blieben und die große Erkundung Floridas hinten an stellten. Aber zumindest die Keys und die Everglades konnten wir aufgrund der Nähe ein wenig erforschen. Wir fanden in Florida gute Freunde und waren traurig, als sich die Wege aufgrund der jeweiligen Pläne nach und nach trennten.
Die neue Lebendigkeit, eine Leichtigkeit, das Leben zu genießen, neue Herausforderungen anzugehen, sich immer wieder neu inspirieren zu lassen, einfach etwas zu wagen, etwas neues zu versuchen, hinterließen Eindruck bei uns. Wir sehen aber genauso, wie jeder so seine kleinen oder großen Probleme mit sich herumschleppt. Diese zu lösen, ist für jeden Einzelnen eine riesige Aufgabe. Da hilft keine Flucht, selbst uns nicht. Aber man erfährt die unterschiedliche Herangehensweise der verschiedenen Gesellschaften, dem Einzelnen mehr oder weniger Freiheiten zu geben, sein Leben zu gestalten, sein persönliches Geschäftsmodell zu kreieren und welche bürokratische Regularien dazu jeweils aufgestellt werden. In Deutschland fühle ich mich spätestens seit den Besuchen in Neuseeland und Florida irgendwie eingeschnürt. So viele Regeln und Normen. Es wird einem schwierig gemacht, einen anderen Weg einzuschlagen, neues zu versuchen. Wir brauchen diesen Abschluß und jenes Zertifikat. Wir Deutschen wollen alles so perfekt, so korrekt machen, daß kaum Spielraum bleibt.
Ein weiterer Aspekt des über das Leben Nachdenkens traf uns in Mexico. Dort lebt man den Tag ohne groß über die Zukunft, insbesondere die Rente nachzudenken. Das tägliche Überleben ist Herausforderung genug. Die westliche Moderne mit Rentensystem und dergleichen ist da in weiter Ferne. Da plant man nicht für die lange Bank. So hat jedes Gesellschaftssystem seine Vor- und Nachteile.

Aber ganz ohne Planung geht es dann doch nicht, selbst auf unserer aktuellen Reise durchs Leben und die noch zu bereisenden Länder. Ob es um Unterkünfte oder Hilfseinsätze geht, wir müssen uns rechtzeitig entscheiden, um nicht plötzlich ohne dazustehen. Wir sind ja nicht alleine auf der Welt. Es gibt immer noch viel Andere, die das Reisen noch nicht aufgegeben haben, auch wenn es mit den bürokratischen Hürden, heißt Test, Gesundheitszertifikaten und eingeschränkten Reisemöglichkeiten immer beschwerlicher gemacht wird.

Wenn du auf etwas vertrauen kannst, ist es das, daß sich immer eine Tür öffnet, auch wenn du sie dort nicht erwartest und sie dich eine andere Richtung einschlagen läßt, wenn du sie durchschreitest. Wenn du offen bist, diese Zeichen wahr- und anzunehmen, deinem Bauchgefühl, deiner inneren Stimme vertraust, nicht alles deinem Ego und Verstand überläßt, Bedenken hinter dir lassen kannst, wird sich alles zusammenfügen. So stand z.B. Amerika ebenfalls nicht auf unserer Entdeckungstour. Wir wollten ja in die Südsee und weiter nach Asien. Aber da führte seitdem kein Weg rein. Da waren nur kleine Sackgassen in Sicht. Mit der Entscheidung nach Florida zu gehen und von dort weiter in den zentralamerikanischen Raum öffnete sich das Sichtfeld wieder. Da waren Wege, die bereitstanden, sie zu betreten. Dies nehmen wir nun nach Herzenslust wahr. Bedenken aufgrund irgendwelcher Sicherheitsbedürfnisse waren bisher völlig fehl am Platz. Wir machen uns in Deutschland wohl generell zu viele Gedanken, was alles passieren könnte, so daß wir vor lauter Angst das Leben vergessen, welches seinen natürlichen Lauf findet, wenn man es läßt. Natürlich schleppen wir unseren Ballast aus bisher Erlebtem und Erlerntem mit. Wir erwarten auch nicht, daß sich alles einfach so auflöst oder radikal ändert. Wir versuchen aber nachzujustieren, unseren Lebensweg aufspürend, mit dem wir in Einklang kommen und Zufriedenheit finden.

Als Ergebnis dieser ersten Etappen habe ich einige limitierte Editionen meiner Photographien von diesen Stationen, präsentiert hinter einem klaren Acrylblock (meiner nach wie vor favorisierten Präsentationsart), erarbeitet. Die von mir gewählten Ansichten zeigen das für mich Spezielle des jeweiligen Ortes. So ist es: in Taipeh, Taiwan die kunterbunte, opulente und teils völlig übertriebene Glitzerwelt im ansonsten so grauen Betonmoloch; in Sydney, Australien ist es die Lebensfreude einer lebendigen Küstenmetropole in der Farbwelt tropischer Gefilde; in Neuseeland die Schönheit der Natur, insbesondere der verbliebenen Regenwälder und den geothermalen Strukturen; im Pazifik das besondere Blau bzw. deren Nuancen; in Florida das Lebensgefühl des American Dream mit all seinen Gefahren und in Mexiko das architektonische Erbe der spanischen Kolonisierung gepaart vom Umgang mit Leben und Tod.

Dienstag, 12. Oktober 2021