PANTA RHEI - Wasser & Wolken

Von AgneteSabbagh With 0 Kommentare

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung "JAZZ fürs AUGE - End of Summer" zeige ich eine Auswahl von Arbeiten aus der Kunstserie "PANTA RHEI - Wasser & Wolken" aus 2022. 

Es sind 12 Kleinformate (32x32x3cm) - gerahmt - eine Auswahl aus der ursprünglichen Ausstellung, bei der weitere Kleinformate und Großformate (70x100x3cm) gezeigt wurden.

Hier ein paar Gedanken aus dem Katalog, der dazu erscheinen ist und im Anschluß Informationen zur Technik der Photoencaustic. 

PANTA RHEI - alles fließt…

Mit der Bildserie PANTA RHEI – Wasser & Wolken habe ich die Schönheit der Natur in den Blickpunkt genommen, sie mit der Technik der Photoencaustic malerisch interpretiert. Es geht mir um das Innehalten, den geschärften Blick auf das zu richten, was wir tagtäglich vor Augen haben: die wechselnden Gemälde am Himmel oder die Wasserwelten, die sich uns so unterschiedlich präsentieren – einfach so.

Die Serie der Kleinformate zeigt die wunderschönen Variationen von Wolkengebilden oder von Wasserstrukturen in einer beeindruckenden natürlichen Farbvielfalt, denen ich wachsmalerisch nachgespürt habe.

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PANTA RHEI – Gedanken zu Heraklits Philosophie

Heraklit möchte, dass die Vielen (heute würden wir sagen, die Meisten) ihre herkömmliche Denk- und Verhaltensart reflektieren und Überwinden. Er möchte, dass sie den Logos, das panta rhei als Weltgesetz erkennen und das eigene Handeln an ihm ausrichten. Dies geht nur, indem der Mensch auf die Natur hört. Denn erst durch das Hinhören auf die Natur erschließt sich das Naturgemäße und dieses steht als Maßstab des Handelns in Verbindung mit dem durch den Logos vorgegebenen Vernunftgemäßen. Das Grundprinzip des Kosmos ist für Heraklit das Werden, das panta rhei, das aber mit dem Sein eine Einheit bildet. Mit dem metaphorischen Bild des Flusses zeigt er den Zusammenhang zwischen Werden und Wandel, Natur und Weltgeschehen. Der Fluss braucht zwar begrenzende Ufer, ohne die er nicht ein bestimmbares Ganzes wäre. Wenn das Wasser nicht in ständiger Bewegung wäre, würde andererseits aber die spezifische Eigenschaft des Flusses fehlen und man könnte nicht von einem Fluss sprechen. Das Werden zerstört somit nicht die Konstanz des Flusses, sondern ist Voraussetzung hierfür. Die Beständigkeit des Flussbettes und die Bewegung des Fließens, die Einheit von Konstanz und Variabilität, sind ein Beispiel für die Einheit der Gegensätze. Denn „Wer in dieselben Flüsse hinabsteigt, dem strömt stets anderes Wasser zu.“ Da die Erfahrungswelt des Menschen ebenfalls von Gegensätzen geprägt ist, wäre es im Sinne Heraklits, wenn sich diese Erkenntnis aus der Flussmetapher auf die eigene Lebensführung auswirken würde.

Helga Ranis, Philosophin

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PHOTOENCAUSTIC

Die Enkaustic (von altgriechisch ἐγκαυστική [τέχνη] énkaustikē [téchnē], bedeutet in deutsch ‚Kunst, eingebrannte Gemälde zu verfertigen' ist eine antike künstlerische Maltechnik, bei der in Wachs und Harze gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen werden.

Die ägyptischen Mumienbilder (Fayumporträts) sind ein bekanntes, künstlerisch besonders gelungenes Beispiel für diese Technik. Gerade die wächserne Optik lässt die Farben besonders leuchten und die konservierende Eigenschaft des Wachses hat die Mumienportraits Jahrtausende überstehen lassen.

Als ein zeitgenössisches Medium wird Encaustic heute ähnlich genutzt, allerdings gibt es neben den Bienenwachs-Damar-Mischungen mit einem eher gelblichen Farbstich auch künstlich hergestellte Klarwachse, die mit Harzen gemischt werden und mein bevorzugtes Medium sind.
Grundsätzlich wird das Medium zum Verarbeiten erhitzt und mit dem Pinsel auf Holz aufgetragen. Dies geschieht in mehrfachen Schichten, die nach jeder Lage mit Hitze in Form von Bunsenbrennern oder einer Art Bügeleisen miteinander verbunden = eingebrannt werden. Je nach Bedarf können bis zu 20 Lagen übereinandergeschichtet werden.
Die Menge der Schichten hat etwas mit der Bildidee zu tun: es können nur zwei Lagen wie eine Schicht glatt aufgetragen oder strukturell geformte Schichten angelegt werden. Schichtmengen von ca. 10-15 Lagen lassen beispielsweise reliefartige Einschnitzungen zu und haben eine besondere Haptik zum Ziel.
Da die Wachsschichten miteinander wie Klebstoff verbunden werden, eignet sich die Encaustic-Technk auch hervorragend zum Collagieren von Papieren.

In der Ausstellung PANTA RHEI wählte ich die Technik der Photoencaustic.
Der Fine Art Print wird der auf einem Holzpanel kaschiert.
Das Motiv gibt mir die weitere Behandlung vor: möchte ich der Weichheit einer Welle nachspüren, trage ich andere Schichtmengen und auf und nutze verschiedene Strukturtechniken als wenn ich eine glatte Oberfläche haben möchte.
Das Faszinierende an der Encaustic-Technik ist, dass sie ein Spiel mit Schärfe und Unschärfe zulässt, die eine besondere Tiefenwirkung erzeugt. Das flüssige heiße Wachs hat etwas von Wasser, welches aber wie in Zeitlupe gestaltet werden kann.
Bei den Wolkenbildern hilft die Technik, die luftige Zartheit oder die bauschige Optik zu unterstreichen.
Neben dem Klarwachs habe ich bei dieser Serie auch partiell mit weiß-graufarbigen Lasuren aus Wachs gearbeitet, um die Gischt oder die Wolken nachempfinden zu können.

Zuletzt wird die Oberfläche poliert und lässt das Motiv geheimnisvoll matt-glänzend schimmern.
Encausticarbeiten sind hitzeempfindlich, d.h. ab einem Schmelzpunkt von ca. 65 Grad wird die Oberfläche erst einmal weich. Dieser Hinweis ist gerade für den Transport und die Hängung der Werke wichtig, beispielsweise sollte eine Arbeit nicht neben einem offenen Kamin hängen.

Samstag, 12. August 2023