„Von der Schrift zur Kunst mit Wachs und Skalpell“
Von Grevy Ausstellung, Kunst, Schriftkunst, Encaustic, Wachskunst, Rakelkunst, Typepaintings, Kalligraphie, Typographie With 0 KommentareHeute ist ein informativer Zeitungsartikel im Kölner Stadtanzeiger von Florian Eßer zur laufenden Ausstellung bei GREVY erschienen.
Agnete Sabbagh und Ralf Lobeck setzen mit unterschiedlichen Techniken Buchstaben in Szene.
Südstadt. Über viele Epochen der Kunst hinweg herrschte eine klare Trennung von Schrift und Malerei. Erst zum Beginn des 20. Jahrhunderts konnte sich die Schrift von der Randnotiz zum alleinstehenden Bildelement mausern. 1930 etwa verkündete der Grafiker Kurt Schwitters, dass „Typographie unter Umständen Kunst sein kann." Dass dies durchaus der Fall ist, beweisen derzeit die Künstler Agnete Sabbagh und Ralf Lobeck im südstädtischen Kunstraum Grevy. Hier nämlich zeigen sie ihre aktuelle Doppelausstellung „Buchstäblich Kunst." Die beiden Wahlkölner, die gebürtig aus Hannover und Gladbeck stammen, setzen die Schrift in Form von Typo- und Kalligraphie in das Zentrum ihrer künstlerischen Arbeiten.
Ralf Lobeck nennt diese Fusion aus Malerei und Schrifteinsatz „Typepaintings". Der 56-jährige Kommunikationsdesigner lässt in seine farbintensiven Gemälde Aphorismen, sowie Zitate aus Musik und Lyrik einfließen: „Für die Typographien schneide ich mit dem Skalpell feine Schablonen aus, was im Kontrast zum eher wilden Auftragen der Farben steht." Dabei arbeitet Lobeck mitverschiedenen Bildschichten, sodass die Zitate zu neuen Textzeilen collagiert werden. Wo Sätze abzureißen scheinen, werden sie durch Farbelemente vervollständigt — Tupfer werden zu Satzzeichen, Emotionen werden durch die Symbolik der verwendeten Farben vermittelt
Die Literaturwissenschaftlerin Agnete Sabbagh hingegen beschäftigt sich seit 20 Jahren autodidaktisch mit der Kalligraphie. Bei dieser werden Schriftzeichen nicht nur für die Übermittlung von Informationen genutzt, sondern unterliegen auch einem ästhetischen Anspruch: „Für meine Kunst ist die Schrift von großer Bedeutung", erzählt die 50-Jährige, „ich finde es schade, wenn sie beim Zuklappen eines Buches einfach im Regal verschwindet. Deswegen möchte ich sie nach außen kehren und künstlerisch zugänglich machen." Die Texte, die Sabbagh in ihre Kunstwerke einbaut, stammen etwa von der Philosophin Hannah Arendt, dem Dichter Rainer Maria Rilke oder den Beatles.
„Die Arbeiten von Ralf und mir werden durch die Musik verbunden", erzählt sie, „mehr noch als Gedichte nämlich können Songtexte Emotionen und Stimmungen transportieren." Für viele ihrer Arbeiten greift die Künstlerin dabei auf die Encaustic-Technik zurück. Bei dieser wird heißes Wachs auf den Bildträger aufgetragen, der nach dem Trocknen zu einer partiellen Unschärfe führt: „Ich trage das Wachs gerne auf handgeschöpftes Papier auf, dessen Beschaffenheit dann zu ganz besonderen Effekten führt."
So stellen die Kunstwerke von Agnete Sabbagh und Ralf Lobeck eine Schnittstelle zwischen Literatur, Musik und Malerei dar. Mal sind sie plakativ und energisch, mal feinfühlig und zurückhaltend. Immer aber sind sie eines: Buchstäblich Kunst.
Finissage: 7. November, von 11 bis 14 Uhr
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