Die Aristokratie blickt durch den Filter

Das Porträt der Prinzessin de Broglie (Joséphine-Éléonore-Marie-Pauline de Galard de Brassac de Béarn), gemalt von Jean-Auguste-Dominique Ingres im Jahr 1851, dient in dieser malerischen Neuinterpretation als Ausgangspunkt. In diesem Gemälde ist eine Aristokratin zu sehen, die aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung und Schüchternheit niemandem direkt in die Augen schauen möchte. Sie befindet sich in einem flachen, neoklassizistischen Raum. Die betrachtende Person wird von ihrer vertrauten Schönheit angezogen, doch Objekte wie die Atemmaske mit der Tüte darauf stören diese Idylle. Warum trägt sie diese Maske? Und warum lässt sich jemand porträtieren, wenn man die Person dann gar nicht erkennen kann?

Die Materialität verrät gesellschaftliche Codes, die unser modernes Auge oft romantisiert wahrnimmt. Eine Gasmaske, ein modernes Störobjekt, filtert die Luft. Der Träger atmet gefilterte Luft und blickt durch eine Linse, die die Außenwelt ebenfalls filtert. Eine Tüte, ursprünglich für einen anderen Zweck gedacht, wird hier als Hut, als Accessoire, umfunktioniert. Alles in diesem Bild ist ein gesellschaftlicher Code und ein Blick in die Zukunft, basierend auf dem Wissen der Vergangenheit.