„Shibari Körper Formen“ – Renate Geiter & Rudolf A. Scholl
Von Grevy Kunstraum Grevy!, Grevy-Ausstellung With 0 KommentareShibari oder Kinbaku, die japanische Fesselkunst, die erstmals in der Edo Periode dokumentiert wurde, ist unter anderem seit einiger Zeit das Thema der Arbeiten von Renate Geiter. Dieses in seinen Formen, Knoten und Techniken hoch ausdifferenzierte Fesseln des menschlichen Körpers – ist es Kunst an sich schon? Ist es eine Form der Meditation? Ist es eine Performance oder ein Fetisch? Je nach Selbstverständnis der Ausführenden liegen die Schwerpunkte anders. Offensichtlich aber gelingt es Renate Geiter den ästhetischen Reiz von Körperhaltungen, Gliederverformungen, Knoten und Seilverstrebungen, sitzend, knieend, stehend oder sogar frei schwebend als künstlerischen Akt erfahrbar zu machen. Dabei bediente sie sich keiner Fotografien als Vorlage, sondern malte – überwiegend monochrom – live die beiden Protagonisten während ihrer Session. Im Prozess des Malens verlässt sich Geiter auf die Energie der Spontanität und führt den Pinsel durch die sich verändernden Zustände der Modelle. Der daraus resultierende Zeitmangel und die ständige Bewegung des Motivs bedingen dabei keinen Verlust an Konzentration und Genauigkeit, mehr noch steigert das unbewusste, rasche Arbeiten die Hinwendung auf das augenblickliche, sich dem Auge einprägende Moment. Geiter versucht die für sie entscheidenden Momente in reduzierter Form festzuhalten ohne Gegenständlichkeit zu verlieren. Nicht zufällig erinnern die verdünnte, schwarze Farbe und der rasche Pinselstrich dabei stilistisch an die japanische Tuschemalerei sumi-e. Das Ergebnis sind Arbeiten die es schaffen das Spiel zwischen dem Formen des Körpers durch die Fesselung und die sich daraus ergebenden Körperformen und Deformierungen als tief ästhetisches Erlebnis zu konzentrieren.
Zur Ausstellung
Mit zwei gänzlich unterschiedlichen Positionen wirft die Ausstellung ein Schlaglicht auf das Thema Körper und Körperformen, zum einen durch die Malerei von Renate Geiter, zum anderen durch die Plastiken von Rudolf A. Scholl. Die Frage nach der Rolle von Körpern in der Kunst bewegt sich dabei zwischen Freiheit und Eingegrenztheit, Nähe und Distanz, Hingabe und Abwehr - einmal spontaner, aktionistischer Malerei auf der Bildfläche, ein anderes Mal in konzeptioneller Form von Plastiken im Raum. Aktiver und passiver Part hier, Sockel und Objekt dort: Beide Künstler finden neue Wege in unterschiedlichen Sujets, den Haltungen, Bedeutungen, Formungen und Verformungen der Körper nachzugehen, auf diesem Wege allgemein menschliche Attribute sichtbar werden zu lassen und die eigene und fremde Rollenverteilung zu hinterfragen.
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